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sehr gut aufgeführt, und ich bin besonders froh gewesen, als ich
hörte, daß man hier Tränen der Freude geweint habe, als man
seinen grauen Ueberrock wiedergesehen. Am ersten März schiffte
sich Napoleon mit zweihundert Mann ein, um das Königreich
Frankreich und Navarra zu erobern, das am zwanzigsten März
wieder das französische Kaiserreich geworden war. Der Mann
befand sich an diesem Tage in Paris; nachdem er alles ausgekehrt,
hatte er sein liebes Frankreich wiedergewonnen und seine
Soldaten zusammengerafft, indem er zu ihnen nur die drei Worte
sagte: : Ich bin da!9 Das ist das größte Wunder, das Gott getan hat!
Hat vor ihm jemals ein Mann nur dadurch die Macht gewonnen,
daß er seinen Hut zeigte? Man glaubte Frankreich
niedergeworfen? Durchaus nicht. Beim Anblick des Adlers bildet
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sich wieder eine nationale Armee, und wir marschieren alle nach
Waterloo. Dort nun stirbt die Garde auf einen Schlag. In seiner
Verzweiflung wirft sich Napoleon dreimal an der Spitze der Reiter
vor die feindlichen Kanonen, ohne den Tod zu finden! Wir haben
das gesehen, wir andern! Die Schlacht ist verloren. Abends ruft
der Kaiser seine alten Soldaten, verbrennt auf einem Felde, das
mit unserem Blute überströmt ist, seine Standarten und seine
Adler; diese armen, immer siegreichen Adler, die in den
Schlachten : Vorwärts!9 riefen, und die über ganz Europa
hingeflogen waren, wurden vor dem Schimpfe bewahrt, den
Feinden in die Hände zu fallen. Alle seine Schätze würden
England nicht einmal den Schwanz eines Adlers geben können!
Keine Adler mehr da! Der Rest ist hinreichend bekannt. Der Rote
ging zu den Bourbonen über als ein Schuft, der er ist. Frankreich
ist niedergetreten; der Soldat ist nichts mehr, man beraubt ihn des
ihm Zustehenden, schickt ihn nach Hause zurück, um seinen Platz
von Adligen einnehmen zu lassen, die so wenig marschieren
konnten, daß es einen dauerte. Man bemächtigt sich Napoleons
durch Verrat, die Engländer fesseln ihn auf einer einsamen Insel
des großen Meeres an einen Felsen, der sich zehntausend Fuß über
die Welt erhebt. Endergebnis: er ist gezwungen, dortzubleiben, bis
der Rote ihm zu Frankreichs Glück seine Macht wiedergibt. Die
Pariser sagen, er sei tot! Ach ja tot! Man sieht, daß sie ihn nicht
kennen. Sie wiederholen solche Aufschneiderei, um das Volk
anzuführen und zu veranlassen, sich in ihrer Regierungsbaracke
ruhig zu verhalten. Hört: die Wahrheit von allem ist, daß seine
Freunde ihn in der Wüste allein gelassen haben, um einer auf ihn
gemachten Prophezeiung genugzutun; denn ich hab' vergessen,
euch zu sagen, daß sein Name Napoleon soviel heißt wie
: Wüstenlöwe9 . Und das ist wahr wie das Evangelium. Alles andre,
was ihr über den Kaiser hören werdet, sind Dummheiten, die
keine menschliche Form haben. Weil Gott, seht ihr, eines Volkes
Kinde nicht das Recht verliehen haben würde, seinen Namen rot
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hinzuschreiben, wie er den seinigen auf die Erde geschrieben hat,
die sich seiner stets erinnern wird! ...
Es lebe Napoleon, des Volkes und der Soldaten Vater!«
»Es lebe der General Éblé,« schrie der Pontonier.
»Wie habt ihr's denn angestellt, daß ihr in der Moskwaschlucht
nicht den Tod gefunden habt?« fragte eine Bäuerin.
»Wenn ich das wüßte! Wir sind dort eingedrungen, ein ganzes
Infanterieregiment, weil nur Infanteristen imstande waren, sie zu
nehmen, und nur hundert davon blieben auf den Beinen. Die
Infanteristen, seht ihr, bedeuten alles in einer Armee ...«
»Nun, und die Kavallerie?« rief Genestas, der sich oben vom
Boden hinunterrollen ließ und mit einer Schnelligkeit unten
erschien, die den Mutigsten einen Schreckensruf entlockte. »He,
mein Alter, du vergißt Poniatowskis roten Lanzenreiter, die
Kürassiere, die Dragoner, die ganze Gesellschaft! Als Napoleon,
der ungeduldig war, seine Schlacht nicht zum entscheidenden
Siege vorwärtsrücken zu sehen, zu Murat sagte: : Sire, schneide
mir das in zwei Stücke!9 , da reiten wir los, anfangs im Trab, dann
im Galopp und eins, zwei, drei war die feindliche Armee
zerschnitten wie ein Apfel mit einem Messer. Ein
Kavallerieangriff, mein Alter, verstehst du, ist eine Kolonne
Kanonenkugeln!«
»Und die Pontoniere?« rief der Taube.
»Ach ja, liebe Kinder,« fuhr Genestas ganz beschämt über seinen
Ausfall fort, als er sich inmitten eines verdutzten und
schweigenden Kreises sah, »hier gibt's keine bezahlten
Unruhestifter. Da nehmt, trinkt auf den kleinen Korporal!«
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»Es lebe der Kaiser!« schrien die Leute der Spinnstube wie aus
einem Munde.
»Pst! Kinder,« sagte der Offizier und bemühte sich, seinen tiefen
Schmerz zu verbergen. »Pst! Er ist mit den Worten: : Ruhm,
Frankreich und Schlacht!9 gestorben ... Liebe Kinder, er hat
sterben müssen; sein Gedächtnis aber ... niemals!«
Goguelat machte ein Zeichen der Ungläubigkeit, dann sagte er
leise zu seinen Nachbarn:
»Der Offizier steht noch im Dienste; und es ist ihre Instruktion,
dem Volke zu sagen, der Kaiser sei tot. Man muß ihm deshalb
nicht böse sein, weil ein Soldat schließlich nur seine Instruktion
kennt.«
Als er die Scheune verließ, hörte Genestas die Fosseuse sagen:
»Der Offizier dort, wißt ihr, ist ein Freund des Kaisers und ein
Freund Monsieur Benassis'!«
Alle Leute der Spinnstube stürzten nach der Türe, um den Major
noch einmal zu sehen, und im Mondenscheine sahen sie ihn des
Arztes Arm nehmen.
»Ich hab' Dummheiten gemacht,« sagte Genestas. »Gehn wir
schnell nach Hause. Diese Adler, diese Kanonen, diese Feldzüge!
... Ich wußte nicht mehr, wo ich war.«
»Nun, was sagen Sie zu meinem Goguelat?« fragte ihn Benassis.
»Mit solchen Erzählungen, mein Herr, wird Frankreich immer die
vierzehn Armeen der Republik im Leibe haben, und die
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Unterhaltung mit Europa wacker mit Kanonenschlägen
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