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Wirkung der umfassenden Form.
Innere Linien
Als Reaktion gegen diese falsche Richtung ist dann ein anderes geometrisches Prinzip, nämlich das der
sogenannten inneren Linien, auf den Thron gehoben worden. Ob nun gleich dies Prinzip sich auf einen guten
Grund stützt, auf die Wahrheit, daß das Gefecht das einzige wirksame Mittel im Kriege ist: so ist es doch,
eben wegen seiner bloß geometrischen Natur, nichts als eine neue Einseitigkeit, welche nimmermehr dahin
gelangen konnte, das wirkliche Leben zu beherrschen.
Alle diese Versuche sind verwerflich
Alle diese Theorieversuche sind nur in ihrem analytischen Teil als Fortschritte in dem Gebiet der Wahrheit zu
betrachten, in dem synthetischen Teil aber, in ihren Vorschriften und Regeln, ganz unbrauchbar.
Sie streben nach bestimmten Größen, während im Kriege alles unbestimmt ist und der Kalkül mit lauter
veränderlichen Größen gemacht werden mußte.
Zweites Kapitel: Über die Theorie des Krieges 45
Inhalt
Sie richten die Betrachtung nur auf materielle Größen, während der ganze kriegerische Akt von geistigen
Kräften und Wirkungen durchzogen ist.
Sie betrachten nur die einseitige Tätigkeit, während der Krieg eine beständige Wechselwirkung der
gegenseitigen ist.
Sie schließen das Genie von der Regel aus
Alles, was von solcher dürftigen Weisheit einer einseitigen Betrachtung nicht erreicht werden konnte, lag
außer der wissenschaftlichen Einhegung, war das Feld des Genies, welches sich über die Regel erhebt.
Wehe dem Krieger, der zwischen diesem Betteltum von Regeln herumkriechen sollte, die für das Genie zu
schlecht sind, über die es sich vornehm hinwegsetzen, über die es sich auch allenfalls lustig machen kann!
Was das Genie tut, muß gerade die schönste Regel sein, und die Theorie kann nichts Besseres tun, als zu
zeigen, wie und warum es so ist.
Wehe der Theorie, die sich mit dem Geiste in Opposition stellt; sie kann diesen Widerspruch durch keine
Demut gutmachen, und je demütiger sie ist, um so mehr wird Spott und Verachtung sie aus dem wirklichen
Leben verdrängen.
Schwierigkeit der Theorie, sobald geistige Größen in Betracht kommen
Jede Theorie wird von dem Augenblick an unendlich viel schwieriger, wie sie das Gebiet geistiger Größen
berührt. Baukunst und Malerei wissen genau, woran sie sind, solange sie noch mit der Materie zu tun haben;
über mechanische und optische Konstruktionen ist kein Streit. Sowie aber die geistigen Wirkungen ihrer
Schöpfungen anfangen, sowie geistige Eindrücke oder Gefühle hervorgebracht werden sollen, verschwimmt
die ganze Gesetzgebung in unbestimmte Ideen. Die Arzneikunst ist meistens nur mit körperlichen
Erscheinungen beschäftigt, sie hat es mit dem tierischen Organismus zu tun, der, ewigen Veränderungen
unterworfen, in zwei Momenten nie genau derselbe ist; das macht ihre Aufgabe sehr schwierig und stellt das
Urteil des Arztes schon höher als sein Wissen; aber wieviel schwieriger ist der Fall, wenn eine geistige
Wirkung hinzukommt, und wieviel höher stellt man den Seelenarzt!
Die geistigen Größen können im Kriege nicht ausgeschlossen werden
Nun ist aber die kriegerische Tätigkeit nie gegen die bloße Materie gerichtet, sondern immer zugleich gegen
die geistige Kraft, welche diese Materie belebt, und beide voneinander zu trennen ist ganz unmöglich.
Die geistigen Größen aber sieht man nur mit dem inneren Auge, und dieses ist in jedem Menschen anders und
oft verschieden in verschiedenen Augenblicken. Da die Gefahr das allgemeine Element ist, in dem sich im
Kriege alles bewegt, so ist es auch vorzüglich der Mut, das Gefühl der eigenen Kraft, wodurch das Urteil
anders bestimmt wird. Es ist gewissermaßen die Kristallinse, durch welche die Vorstellungen gehen, ehe sie
den Verstand treffen. Und doch kann man nicht zweifeln, daß diese Dinge schon durch die bloße Erfahrung
einen gewissen objektiven Wert bekommen müssen. Jeder kennt die moralischen Wirkungen des Überfalls,
des Seiten- und Rückenangriffs, jeder schätzt den Mut des Gegners geringer, sobald er den Rücken gewandt
hat, und wagt ganz anders beim Verfolgen als beim Verfolgtwerden. Jeder beurteilt den Gegner nach dem
Ruf seiner Talente, nach seinen Jahren und seiner Erfahrung und richtet sich danach. Jeder tut einen
prüfenden Blick auf den Geist und die Stimmung seiner und der feindlichen Truppen. Alle diese und ähnliche
Wirkungen im Gebiet der geistigen Natur haben sich in der Erfahrung erwiesen, sind immer wiedergekehrt
und berechtigen dadurch, sie in ihrer Art als wirkliche Größen gelten zu lassen. Und was sollte wohl aus einer
Theorie werden, in der man sie unbeachtet lassen wollte?
Zweites Kapitel: Über die Theorie des Krieges 46
Inhalt
Aber freilich ist die Erfahrung ein notwendiger Stammbrief dieser Wahrheiten. Mit psychologischen und
philosophischen Klügeleien soll keine Theorie sich befassen und kein Feldherr sich versuchen.
Hauptschwierigkeiten der Theorie des Kriegführens
Um die Schwierigkeit der Aufgabe, welche in einer Theorie der Kriegführung enthalten ist, deutlich zu
übersehen und daraus den Charakter ableiten zu können, den eine solche Theorie haben muß, müssen wir auf
die Haupteigentümlichkeiten, welche die Natur der kriegerischen Tätigkeit ausmachen, einen näheren Blick
werfen.
Erste Eigentümlichkeit: geistige Kräfte und Wirkungen (Das feindselige Gefühl)
Die erste dieser Eigentümlichkeiten besteht in den geistigen Kräften und Wirkungen.
Kampf ist ursprünglich die Äußerung feindseliger Gefühle; es wird aber allerdings in unseren großen
Kämpfen, die wir Krieg nennen, aus dem feindseligen Gefühl häufig nur eine feindselige Absicht, und es
pflegt dem einzelnen wenigstens kein feindseliges Gefühl gegen den einzelnen beizuwohnen.
Nichtsdestoweniger geht es nie ohne eine solche Gemütstätigkeit ab. Der Nationalhaß, an dem es auch bei
unseren Kriegen selten fehlt, vertritt bei dem einzelnen gegen den einzelnen mehr oder weniger stark die
individuelle Feindschaft. Wo aber auch dieser fehlt und anfangs keine Erbitterung war, entzündet sich das
feindselige Gefühl an dem Kampfe selbst, denn eine Gewaltsamkeit, die jemand auf höhere Weisung an uns
verübt, wird uns zur Vergeltung und Rache gegen ihn entflammen, früher noch, ehe wir es gegen die höhere
Gewalt sein werden, die ihm gebietet, so zu handeln. Dies ist menschlich oder auch tierisch, wenn man will,
aber es ist so. - Man ist in den Theorien sehr gewohnt, den Kampf wie ein abstraktes Abmessen der Kräfte
ohne allen Anteil des Gemüts zu betrachten, und das ist einer der tausend Irrtümer, die die Theorien ganz
absichtlich begehen, weil sie die Folgen davon nicht einsehen.
Außer jener in der Natur des Kampfes selbst gegründeten Anregung der Gemütskräfte gibt es noch andere,
die nicht wesentlich dazu gehören, aber sich der Verwandtschaft wegen leicht damit verbinden, wie Ehrgeiz,
Herrschsucht, Begeisterung jeder Art usw.
Die Eindrücke der Gefahr (Der Mut)
Endlich gebiert der Kampf das Element der Gefahr, in welchem sich alle kriegerischen Tätigkeiten wie der
Vogel in der Luft und der Fisch im Wasser erhalten und bewegen müssen. Die Wirkungen der Gefahr gehen
aber alle auf das Gemüt entweder unmittelbar, also instinktmäßig, oder durch den Verstand. Die erstere
würde das Bestreben sein, sich ihr zu entziehen, und, insofern dies nicht geschehen kann, Furcht und Angst.
Wenn diese Wirkung nicht entsteht, so ist es der Mut, welcher jenem Instinkt das Gleichgewicht hält. Der
Mut aber ist keineswegs ein Akt des Verstandes, sondern ebenfalls ein Gefühl wie die Furcht; diese ist auf die
physische Erhaltung, der Mut auf die moralische gerichtet. Der Mut ist ein edlerer Instinkt. Weil er aber das [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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